Kitty und Augusta (German Edition) by Helga Hegewisch

Kitty und Augusta (German Edition) by Helga Hegewisch

Autor:Helga Hegewisch
Die sprache: deu
Format: azw3, epub
ISBN: 9783955302825
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2013-11-07T23:00:00+00:00


KITTY ENTZIEHT SICH

Schließlich war Kittys Wadenkrampf so unerträglich geworden, daß sie sich, entgegen aller Rücksicht auf den angeschlagenen Serafino, mit einem Ruck von seinem Klammergriff befreite und aufrichtete. Das war schon immer so gewesen: Keine Provokation konnte Kitty so zornig machen (und dies dann meist weit über ein gerechtes Maß an Gegenwehr hinaus) wie körperlicher Schmerz. Auch jetzt war sie, nachdem sie endlich aufrecht stand und erfolgreich den Krampf aus ihren Muskeln zu schütteln versuchte, sinnlos wütend auf den Mann, der sie in der unbequemen Stellung gehalten hatte, was ihr insofern zugute kam, als sie die Peinlichkeit ihres Aufenthaltes in seinem Schlafzimmer damit beiseite drücken konnte. »Geh nicht weg, bitte«, flüsterte Serafino, »laß mich jetzt nicht allein.«

»Unsinn, Sery, du bist schon wieder okay. Du kennst das doch, die übliche Kreislaufschwäche. Und ich hab’ mir deinen Kopf genau angesehen, bloß eine harmlose Platzwunde. Bleib ganz einfach still liegen, ich muß jetzt zu Augusta.«

»Warte noch, nur ein paar Minuten.«

Kitty ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen und begann ihre Waden zu massieren, nicht zu intensiv, denn sie wußte, daß sich die Chance, hier bald wegzukommen, parallel zu dem nachlassenden Schmerz verringern würde.

»Was hast du denn bloß da unten getrieben, ich hab’ dich überall gesucht.«

»Das tut mir leid, verzeih.«

»Blödsinn. Aber vielleicht solltest du dich endlich in eine vernünftige Behandlung begeben. Da kann ja weiß Gott was passieren, wenn du einfach immer mal so umfällst.« Kitty stand auf. »Soll ich dir, bevor ich gehe, noch irgend etwas bringen, etwas zu trinken, einen Wein vielleicht?«

»Wein wäre gut.«

Kitty lief die Treppe hinunter in die Küche. Die Tür zum Eisschrank stand offen, ein Eisbehälter war herausgefallen, und die Würfel lagen über den Boden verstreut. Der Schwächeanfall mußte Serafino überkommen haben, als er für Kittys Whisky frisches Eis hatte holen wollen. Und dann war er offenbar mit dem Kopf auf die Tischkante geschlagen. Schon spürte Kitty so etwas wie ein schlechtes Gewissen in sich aufsteigen, schließlich war es ihr Whisky gewesen, um dessen Kühlung er sich hier bemüht hatte. Sie nahm ein Geschirrtuch, sammelte die Eiswürfel hinein, füllte ein großes Glas mit Weißwein und ging zurück nach oben.

»Trink das jetzt«, sagte sie nicht allzu freundlich, »das wird dich wieder auf die Beine bringen. Und das Eis legst du dir auf den Kopf, sonst kriegst du eine Beule und machst Montag eine lächerliche Figur im Büro.«

Die lächerliche Figur machte er allerdings auch jetzt schon, fand Kitty. Er trank brav den Wein, legte sich das eingepackte Eis auf die Stirn und sah Kitty unter dem karierten Handtuch mit schmerzumflorten Augen an. Konnte es wirklich möglich sein, daß sie sich noch vor gar nicht langer Zeit in seine Umarmung hineinphantasiert hatte? Kitty schüttelte mißbilligend den Kopf. »Also wirklich, Sery!« sagte sie.

Dieser richtete sich auf, wobei ihm das Eis vom Kopf rutschte, und streckte bittend seine Hand nach ihr aus: »Etwas mehr Wirklichkeit könnte ich schon verkraften.«

Kitty wich aus. »Nein, mein Lieber, jetzt reicht’s. Wir haben heute bereits genug Unfug getrieben. Du bist mein guter Freund, und darum werde ich dich jetzt dir selbst überlassen.



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